Am Rande der Lüneburger Heide, 35 km südlich von Hamburg gelegen, schuf der gebürtige Schweizer Johann Michael Bossard (1874–1950) zwischen 1911 und 1950 ein komplexes expressives Gesamtkunstwerk. Er begann mit dem Bau und der umfangreichen künstlerischen Ausgestaltung seines Wohn- und Atelierhauses. Ab 1926 unterstützte ihn seine Frau, die Bildhauerin Jutta Bossard (1903–1996). Im selben Jahr begannen sie an der Errichtung des Kunsttempels zu arbeiten, der als Teil von Johann M. Bossards Sozialutopie und als ein Musterbau für zwölf weitere Kunsttempel in der Region angelegt war. Auch die Gartenanlagegestalteten sie künstlerisch.
Johann M. Bossard war bis 1944 als Professor für Bildhauerei an der Hamburger Kunstgewerbeschule tätig, dennoch lag sein Fokus nicht nur auf dieser Gattung: das Gesamtkunstwerk ist eine Verbindung von Architektur, Bildhauerei, Malerei, Kunsthandwerk und Gartenkunst. 1949/50 wurde die drei Hektar große Anlage unter Denkmalschutz gestellt. 1996 wurde die Stiftung Kunststätte Johann und Jutta Bossard gegründet, die das Gesamtkunstwerk seit 1997 als Museum für die Öffentlichkeit zugänglich macht.
Seit 2018 setzt sich das Museum in internen und externen Forschungen kritisch mit der Haltung des Künstlerehepaars Bossard zum nationalsozialistischen Regime auseinander. Die laufenden Forschungen werden in Fachveranstaltungen und im Ausstellungs- und Vermittlungsprogramm aufgegriffen.
Neben wechselnden Sonderausstellungen bietet die Kunststätte Bossard ein breitgefächertes Veranstaltungs- und Kreativprogramm. Außerdem betreibt die Kunststätte im Ort Jesteburg ein Schaumagazin mit rund 6.000 Werken, das im Rahmen von Führungen zugänglich ist.