
In den späten 1920er-Jahren, der Bauzeit seines großzügigen Atelierhauses im Berliner Westend, befand sich der Bildhauer Georg Kolbe auf dem Höhepunkt seines künstlerischen Erfolgs. Vertreten von den großen Galerien Cassirer und Flechtheim hatte er Käufer in der ganzen Welt und war in Berliner Künstlerkreisen bestens vernetzt. Nach dem frühen, unerwarteten Tod seiner Frau Benjamine sehnte er sich jedoch nach einem Rückzugs- und Schaffensort unweit ihres Grabes. So entstand die „Sensburg“, benannt nach ihrem Standort in der Sensburger Allee. Stadtnah und zugleich am Rande des Grunewalds gelegen, sollte sie Kolbes Idealvorstellung eines fruchtbaren Zusammenspiels von Kunst, Natur und Architektur in bauliche Formen überführen.
Mit der sachlichen Baukunst seiner Zeit verband den Bildhauer eine enge Beziehung. Im Rahmen seiner Zusammenarbeit mit Architekten wie Ludwig Mies van der Rohe, Bruno Taut, Hans Poelzig und Walter Gropius hatte er aktiv Anteil am Diskurs um die Weiterentwicklung des Neuen Bauens genommen. In Kolbes eigenem Gebäudeensemble, für dessen maßgeschneiderte Realisierung er zunächst den Schweizer Architekten Ernst Rentsch, später den Bauhausschüler Paul Linder gewann, spiegelt sich seine intensive Auseinandersetzung mit dem Verhältnis von Skulptur und Raum.